Auszug Schauspiel / Rock 'n Roll Teil 5

Irgendwann in der Nacht gab es plötzlich einen riesen Knall und ein Geschrei – Gunhild und ich schreckten hoch und etwas durcheinander lauschten wir dem ganzen Szenarium – bewegten uns kaum und wussten nicht so genau, ob wir lachen sollten oder einschreiten. Allerdings hätten wir Roland helfen müssen – wir entschieden uns, einfach liegen zu bleiben und nichts zu tun. Dann wurde es plötzlich still und nichts geschah mehr – kein Geräusch – einfach nichts. In solchen Momenten wird man nicht einfach müde und schläft weiter, weil man in seinem tiefsten Inneren weiß, da kommt noch was – und genau das passierte – zack......die Tür zu unserem Zimmer flog auf, Claudia fiel förmlich ins Zimmer – bleibt vor unserem Nachtlager stehen und faltet uns erstmal zusammen und dreht so richtig durch! Was wir mit der Matratze gemacht hätten und das wir das sofort rückgängig machen sollten. Sie schrie Gunhild an, als gäb es kein Morgen mehr.....da sie aber so laut und hoch schrie, haben wir nicht verstanden was sie uns sagen wollte und ich sie unterbrach mit den Worten; komm mal runter und hol tief Luft und dann fang nochmal von vorne an.
O.k., dass war wohl nicht soo gut, denn das motivierte sie nur dazu, noch mehr aufzudrehen. Dann saßen wir da nun, an die Heizung gelehnt und sahen uns ihren mehr als beeindruckenden Auftritt an - schließlich ist sie ja Schauspielerin und vielleicht übt sie ja mit uns, flüstertete ich Gunhild ins Ohr. Dann kam der Moment, in dem plötzlich absolute Stille eintrat - unsererseits trat etwas Verunsicherung auf und unsere fragenden Blicke waren schwer zu übersehen, weil wir nun sage und schreibe ca. 10 Minuten eine schreiende Frau vor uns hatten, kein Wort, oder nur Fetzen verstanden haben und immer noch nicht wussten, was sie eigentlich trieb. Wir entschlossen uns also, lieber nicht nachzuhacken, kann ja sein, dass sie eine darmatische Pause einlegt, um die Spannung zu steigern - Fuck, dass war auch falsch - und zack, wieder wurden wir zusammengefaltet, bis mir dann der A.....platze und ich sie fragte, was genaus sie eigentlich von uns will! Dann wurde sie bissig und schnippig und zischte ihre Worte und heraus kam, dass sie für Gunhild ja eigentlich von Anfang an keinen Platz gehabt hätte und sie eigentlich auch gehen könnte. Dann stand ich auf und ging auf sie zu - Nase an Nase...."hey 12 Uhr Mittags lässt Grüßen".......ich sagte nichts - schaute sie nur an.  Das war mir defitnitv zu viel und zu dämlich und ich dachte mir nur, raus hier. Es begann ein Zickenkrieg von Claudia aus, unfassbar. Sie hat einfach nicht aufgehört. Ich habe mir schon vorgestellt, wie ich sie an die Heizung fesseln könnte und nen Knebel zwischen die Zähne schieben könnte.Gunhild sagte die ganze Zeit nichts und ich wurde auch immer stiller und dachte mir "hoffentlich bin ich nicht so, wenn ich mal schlecht gelaunt bin" ich habe mich schon für uns Frauen etwas geschämt, weil alles gepasst hat! Selbst die hohe Stimme.  Es stellte sich im Laufe dieses wilden, sehr einseitigen Streits her raus, dass Claudia auch ein wenig auf Frauen stand und ich das Objekt ihrer Begierde war, aber auch Roland - und was sie zutiefst getroffen hatte – und da bin ich dann mal wieder bei den Jungschauspielern, aber vielleicht ist es ja auch ein Fetisch – Roland sollte beim Sex immer Nitzsche zitieren und er wollte wohl scheinbar diese Nacht einfach nur mal Sex ohne reden und Zitate und das war ausschlaggebend für den Streit.
Mal ehrlich, wer will beim Sex Zitate von Nietzsche hören??? Da stelle ich mir dann die Frage, ob der ein oder andere Schauspieler/rin seinen Beruf doch ein wenig zu ernst nimmt. Glücklicher Weise war es kein Bert Brecht, ich glaube, dann wäre ich durchgedreht. Wobei da einige Texte von der Dreigroschenoper bei dem Streit gut gepasst hätten.
Inzwischen war so ca. 1:30 Uhr und der Streit nahm kein Ende. Es ging sogar soweit, dass Claudia Gunhild in den Haaren zog (Wie peinlich dachte ich mir. Die Mädchenstreitklischees mal so voll erfüllt), nur weil Gunhild wollte, dass wir uns erstmal alle hinlegen und ne Nacht über alles schlafen und morgen wäre ja auch noch ein Tag und dann können wir über alles reden. Als ich den körperlichen Angriff von Claudia auf Gunhild wahr nahm, hab ich meine Sachen gepackt, Gunhild genommen und hab mich verabschiedet und wir haben uns in meinen alten, etwas rostigen, weinroten Passat gesetzt und sind wieder nach Hause gefahren. Roland rief mich unterwegs noch an – damals gab es noch Handys, die den Platz auf dem Beifahrersitz voll belegt haben und wo ein Telefonat nach ca. 10 Minuten zu körperlicher Höchstleistung führte. Claudia hat ihn vor die Tür gesetzt und seine Sachen rausgeschmissen! Wenn ich da so jetzt drüber nachdenke, weiß ich eigentlich nicht genau, was da vorgefallen war. Kann es nur das Nicht-zitieren beim vöglen von Nietzsche gewesen sein??? Es war nun auch egal, denn ich wollte doch nur zu Michael und das ist mir nun ja ordentlich misslungen.
Am nächsten Morgen rief ich Michael an und hab ihm abgesagt und erklärt, weshalb ich die Nacht wieder gefahren bin. Er war enttäuscht und ich ja eigentlich auch, aber so einen Wahnsinn konnte ich nicht mehr ertragen. Aber er lies nicht locker und ich habe mich dann
 am nächsten Tag doch wieder auf den Weg nach Hamburg gemacht– allerdings war das auch mit Hindernissen verbunden.
Ich fuhr alwso gut gelaunt bei tollstem Sonnenschein wieder Richtung Hamburg......haha....damals noch mit so'nem CD - Player (Diskman)......Anfang Oktober! Ich hatte so eine hammer Laune, Nichts konnte mich mehr aufhalten; So dachte ich! Ich fuhr an unendlich vielen Kakifarbenen LKW's vorbei wo mir viele Soldaten, die hinten drin saßen und rausschauten, zugewunken haben und ich dachte mir noch so - Mensch, diese armen Kerle....sitzen da, Arsch wird kalt, scheiß Job und habe freundlichst, wenn nicht sogar mit etwas Schadenfreude, ob über meiner Freiheit und mein Treffen mit Michael, zurückgewunken und überholte ein Bundeswehr-LKW nach dem nächsten!
Nachdem ich nun die ganze Kolonne überholt hatte, wurde mein roter,rostiger, alter Passat immer langsamer und plötzlich überholte mich diese grüne Kolonne links und die Soldaten haben mir noch mehr zugewunken als vorher - vielleicht dachten sie an einen Autobahnflirt oder ähnliches - ich allerdings wurde zusehends nervöser, weil die Kiste immer langsamer wurde und langsam auch anfing, komisch zu riechen.
Ich musste auf dem rechten Standstreifen halten ,weil kein Parklpatz im Sicht war. Entriegelte die Motorhaube und öffnete sie. Schockschwere Not, mir kam eine kleine Flamme entgegen. Ich rannte sofort zum Auto, nahm meine Riesen Wasserflasche und löschte diesen Brand. Hatte irgendwie Schiss und bin erstmal weggerannt vom Auto, weil ich mir nicht sicher war, ob es doch noch schlimmer kommt. Nein, es passierte nicht weiter. Nun stand ich da auf der Autobahn wie nen begossener Pudel. Zu meinem Glück hielt eine Familie an, die auf dem Weg nach DK waren und boten mir ihre Hilfe an und schleppten mich bis zur nächsten Abfahrt zu einer Tankstelle. Seitdem bin ich immer wieder froh, wenn ich an Dorfmark vorbei fahre, ob nun hoch oder runter. Wenn ich dieses Hinderniss geschafft habe, kann mir nichts mehr passieren, denke ich mir immer wieder so. 
Verdammt dachte ich mir, dass soll wohl nichts werden mit Michael. Also rief ich ihn an und erzählte ihm von meinem Desaster. Hey, kein Problem süßen, ich hol Dich ab, waren seine Worte. Er legte schnell auf und ich stand da. Mein Gedanke war, was mach ich denn nun mit meiner rostigen Kiste. Einfach stehen lassen ging nicht. Und aus der Entfernung sah ich einen Typen auf mich zukommen. Ich dachte mir noch so, dass es sowas doch nicht mehr geben kann, aber doch. Schulterlange, blonde, dauergewellte Vokuhila-Frisur. Enge Jeans, wo man genau erkennen konnte, ob links oder rechtsträger ein buntes Hemd und Mantaletten. Andrea, dachte ich mir, was ist das.....kann doch nicht sein - sowas läuft noch so einfach rum???? Er näherte sich mir und in der Entfernung sah ich ein gelbes, tiefergeletes Auto mit Feuerflammen aufgemalt, welches ihm gehörte. Nun stand er vor mir und dann kam der Spruch der Sprüche; Schöne Frau, so alleine, kann ich ihnen helfen? Ich dachte mir so, ey, inner Disco hättest du schon ein paar Sprüche von mir zurückbekommen. doch in diesem Moment zog ich es dann doch lieber vor, meine Zunge zu zügeln und tat sehr ( Mädchenhaft unschuldig guckend ) hilfebedürftig. Schließlich musste die Kiste da ja weg. Ich sagte Lammfromm und zart, dass ich das echt toll finden würde und somit schleppte er mich zu einer Werkstatt eines Freundes von ihm, wo ich das Auto erstmal unterstellen konnte. Ich war schon sehr Dankbar. Auto also weg und dann fuhr er mich zurück zu der Tankstelle, wo Michael mich abholen wollte. Während der Fahrt stellte er sich dann noch vor bei mir und sagte seinen Namen. Ralle - Ahhhhhhhhhhhh.....in dem Moment musste ich aufpassen, nicht zu platzen vor Lachen. Das konnte doch nicht sein. Das aussehen, die Klamotten, dass Auto und dann auch noch der Name! Ich war eh kurz davor, einen hysterischen Lachanfall zu bekommen, denn ich war ja nun inzwischen schon fast 48 Stunden auf dem Weg nach Hamburg zu Michael. Kaum geschlafen, eine hysterische Frau, Streit, Brecht und die Vorstellung, dass nen Typ beim vögeln Nietzsche zitiert und nen Auto, welches mitrfast unterm Hintern weggebrannt wäre.....und dann auch noch Ralle......oh what a Night and Day! 
Nun gut, Ralle hat mich dann endlich bei der Tanke abgeladen und ich saß nun da und wartete auf Michael. Hatte mich nun ja auch entsprechend angerichtet, weil ich ja cool aussehen wollte, wenn ich bei Michael ankomme und saß nun voll overdressed in Dorfmark an der Tanke auf eine Mauer und wartete, mehr aufgeregt auf das, was hoffentlich noch kommen könnte! Es dauerte etwas länger, weil Michael im Stau stand und Ralle dachte sich wohl so, dass er nochmal nach mir schauen sollte und kam nochmal zurück. Er hatte wohl gehofft, dass mich keiner abholt und bot mir an, mit ihm zu kommen, denn an dem Abend sei noch eine Party in einer Scheune mit super Musik und Tanz. Um Gotteswillen dachte ich mir und sah mich schon zwischen lauter Mantaletten und Strohballen mit lauter Vokuhilafrisierten Ralle's und dauergewellten Blondinen und betete zu wem auch immer, dass dieser Kelch an mir vorbei ging.
In dem Moment fuhr ein kleiner, roter, funkelnagelneuer Alfa Romeo Spyder vor und ich sah Michael. Yewhaaaaa, dachte ich mir. Endlich. Ich war so aufgeregt und unsicher...unfassbar. Er stieg aus, und man bedenke, es war Oktober! Die Sonne schien zwar, aber es war nicht so warm, dass man hätte kurze Hosen tragen können. Also stand er vor mir, mit kurzer Hose, ein völlig aufgeschlagenes Knie und sagte nur " Zuviel Sangria und Flamenco " - ich so....aha.....ok. Michael war Tontechniker und kam gerade von einer Tour zurück und den letzten Abend auf Mallorca hatten sie wohl zuviel gefeiert. Also schon mal ein guter Beginn und ich bemerkte, dass ich wieder in der richtigen Spur bin und weg von Strohballen, Mantaletten, Vokuhila's etc. Ich fühlte mich plötzlich wieder sauwohl. Was er dann sagte, machte mir Schiss. Seine Ansage; du musst fahren, denn er musste an dem Tag seinen Führerschein für 4 Wochen abgeben und dürfe nicht mehr fahren aber auch wegens seines Knies. Allerdings bin ich bis Dato nur olle Kisten gefahren und  sein Auto war absolut und total neu und dann auch noch für mich damals, so ein Flitzer und ich hatte Autos, wo man die Türen mit Draht festbinden musste....durch den Boden schauen konnte...die Fenster zum Teil mit Bierdeckeln festmachen musste und die Heizungen meist nie gingen - aber ich gab mich völlig cool und sagte na klar, kein Problem. Overdressed wie ich war, setzte ich mich nun ins Auto, stellte fest, dass meine Schuhe nicht passend dazu waren und entledigte mich ihrer..........! 
Teil 6 folgt........ ;-)

Kommentare

Beliebte Posts