09.11.1989 - tolle Erinnerung - und auf unsere Demokratie


Ich erinnere mich gerne an den 09.11.1989 zurück....ein kleines Dorf in der Nähe von Göttingen, Herberhausen und die Dorfschänke. Dort lebte meine bis dato erste große und bis heute größte Liebe und inzwischen mit bester Freund und viele andere tolle Menschen, welche im Entwicklungsdienst tätig waren. Alle lebten dort über der Kneipe - natürlich die, die immer irgendwo als Entwicklungshelfer unterwegs waren, nur Phasenweise - jeder machte einmal die Woche Theke und somit wurde das Haus finanziert. 
 Es wurde viel gefeiert und viele Podiumsdiskussionen fanden dort statt. Wir waren alle sehr politisch engagiert. In der Zeit ist politisch aber auch viel passiert. So wie heute wieder - nur die heutige Zeit erschreckt mich wieder sehr!






( Am 17.11.1989, nur 8 Tage nach der Grenzöffnung, starb übrigens Conny Wessmann, welche vorm Iduna-Centrum von der Bordsteinkannte knickte, hingefallen ist und von einem Auto erfasst wurde und dort zu Tode kam, weil wir von einer Horde rechtsextremer Skinhaeds gejagt wurden und die Polizei uns damals von denen abschirmen wollte. Was aber nicht gelang - der Rechtsextremismus war nie ganz weg, bis heute leider nicht) 


 An dem Abend des 09.11.1989 waren wirklich mal alle Mitbewohner der Dorfschänke da, mit Partner und Freunden und Kindern, so schon welche geboren waren oder kurz vor der Entbindung - wir saßen in der riesen Küche und kochten gerade alle zusammen " Afrikanisches Huhn", tranken leckere Getränke, erzählten und lachten, nicht weit weg von einem Grenzübergang, als plötzlich Matze von unten aus der Kneipe hochrief, ob irgendwer zum helfen runter kommen könne. 


 Es dauerte keine 5 Minuten seit diesem Anruf und die kleine "Hippiekneipe" war plötzlich völlig überfüllt. Es war unfassbar. Wir haben dort mit strahlenden Menschen am Tresen gesessen und erzählt und uns in den Armen gelegen, als würden wir und schon ewig kennen. Keine Hemmschwellen oder Unsicherheiten. Es war einfach.....


 Diese Freude von damals aber auch die Last, welche die Menschen von sich abstreiften, war unfassbar. 


 Freud und Leid liegt oftmals so dicht beieinander, wenn man bedenkt, dass Conny nur 8 Tage später, als es eine Demo gegen Neonazis gab, gestorben ist. Und ich war bei dieser Gruppe dabei und von uns war niemand vermummt. Wir wurden von den Neonazis abgeschirmt, unsere Personalien wurden festgehalten, während Conny unter einem Tuch auf dem Boden lag und wir alle unter Schock standen - für mich damals nicht verständlich und die Neonazis zogen weiter.


 Dennoch erinnere ich mich gerne an den 09.11.1989 zurück, weil da echt 2 Welten aufeinander geprallt sind, wie wir erst dachten! Aber dem war garnicht so. Es war gleich ein Zusammengehörigkeitsgefühl da. Wir waren alle neugiereig aufeinander wir haben gequatscht, gesungen und getanzt und das Leben zusammen gefeiert.




Und bis heute treffen wir uns alle einmal im Jahr dort und erinnern uns gerne zusammen zurück an diesen für uns alle, einschneidenden Abend. In dieser Runde gibt es kein Ost - West - Gefälle. Da gibt es nur ein Miteinander. 


 Die Wege die man seit der Zeit gegangen ist, sind spannend.
Und niemand von uns hat das Denken, dass die Menschen aus dem Osten, Menschen 2ter Klasse sind. Für uns gibt es kein Ost und kein West mehr. Für uns gibt es nur noch ein WIR!


 Für mich gibt es auch keine Ost - oder West - Künstler, es gibt Künstler - egal woher sie kommen. 


 Und das schöne ist - die Kneipe läuft bis heute und hinten im großen Garten gibt es einmal im Jahr über 2 Tage ein "Umsonst und Draußen" - Konzert! Manchmal liebe ich alte Traditionen. 


 Der Rassismus, dass braune Gedankengut war immer da, nur jetzt nimmt es bereits seit einigen Jahren wieder Überhand und kommt immer mehr an die Oberfläche - erst Recht durch diese " Blaue Patriotismus Partei" - welche genau weiß, welche Knöpfe sie drücken müssen, um Hass. Intoleranz, Neid, Rassismus, Ausgrenzung u.v.m. zu schüren. 


 Ich wünsche mir sehr, dass wir Demokraten ganz schnell und immer mehr zusammenrücken und dem "Braun-Blauen-in-Reih-und-Glied-marschierenden" Nichtdemokraten zeigen, wie schön unser Land sein kann. Mit Wissen, Intellekt, anständigem Vokabular, aber mit ganz klarer Haltung. 


 Und jetzt feiern wir uns und die, die den Satz "Wir sind das Volk" eine wunderbare Bedeutung haben zukommen lassen und gezeigt haben, wie es auch friedlich geht! 


 Auf UNS ALLE und auf unsere Demokratie!

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