Auszug Schauspiel / Rock 'n Roll Teil 4

Ich machte mich also eine Woche später auf den Weg nach Hamburg – was allerdings auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden war, denn ich bin mit einer Freundin von mir nach Hamburg gefahren und habe dort bei einer ehemaligen Schauspielerkollegin genächtigt. Ein Drama – Claudia, die Schauspielerin hatte so ihre ganz eigenen Erlebnisse mit dem einen oder anderen Künstler, so auch an diesem Wochenende – sie hatte einen Freund, Roland – er war Pianist und sie hatten sich an einem Brecht–Abend!!!!.......wieder dieser Brecht, der ist mir noch so einige Male in meinem Leben begegnet und immer mit einer anschließenden Katastrophe geendet – daher wohl meine Antipathie gegen Brecht – entschuldige Berhold, Du kannst eigentlich gar nichts dafür. Aber nun zu Roland – er hat Claudia zu einem Brecht–Abend auf dem Klavier begleitet ( immer habe ich das Gefühl, dass ein Schauspieler nur dann denkt, dass er gut ist, wenn er in seiner Vita beweisen kann, dass auch er sich mit Brecht auseinander gesetzt hat ),danach geht man eigentlich wie nach jeder Aufführung noch in eine Bar, wo alle "kreativen" ( Schauspieler, Musiker, Schriftsteller etc. ) auch hingehen, weil sehen und gesehen werden da sehr wichtig ist und man ja Kontakte knüpfen muss und wer was auf sich hält und dazugehören will, verbringt seine Abende nach den Veranstaltungen in solchen Lokalitäten. Solche Abende sind oft sehr anstrengend – denn man muss da unterschiede machen! Alte Hasen und gestandene Künstler gehen dort entweder gar nicht mehr hin, oder sie sind da, um einfach mal mit Kollegen einen lustigen, feuchtfröhlichen Abend zu verbringen. Junge Künstler gehen dorthin, um Kontakte zu knüpfen und sie reden, sie reden ohne Punkt und Komma – sie können einen irre machen – sozusagen in den Wahnsinn treiben – denn diese Gespräche sind anstrengend. Es wird in Form von völlig übertriebener, intellektueller hochartikulierter Sprache Konversation betrieben, weil man ja schließlich Schauspieler oder ähnliches ist, das man sich als normal sprechender Mensch über diese Spezies schon wundern muss. Bis da ein Satz beendet ist, hab ich schon das dritte Glas Wein geordert, damit ich das alles ertragen konnte – daher war mein Ausstieg aus der Schauspielerei wohl auch ganz gut – sonst wäre ich dem Alkoholismus verfallen.
Ganz speziefisch ist da auch die Kleidung! Man kann es sogar heute noch erkennen, ob Schauspieler, Regiesseur oder irgendwer aus der Rock n' Roll-Branche! Dazu aber später mehr!
Wobei ich sagen muss, dass es einige aus diesem Genre (Schauspiel) sehr angenehme Menschen gibt und ich auch einige Freunde habe, die diesem Beruf nachgehen. Aber ich hab lieber gleich die Zeit mit den Jungschauspielerin übersprungen und mich mit den alten Hasen zugewendet, denn ich konnte diese hochintellektuelle Phase der schwer erlernbaren Arktikulationsakkrobatik nicht länger ertragen, als das ein Stück gespielt wird. Nicht das die alten “Hasen“ nicht auch dieses Kunststück beherrschen würden, aber sie haben sich nichts mehr zu beweisen und das machte das Leben im Bereich Schauspiel für mich erträglicher, als laufend Menschen um mich herum zu haben, die es mir unmöglich machten, einfach nur zuzuhören, ohne immer das Gefühl zu haben, dass ich gerade im Sprechunterricht bin. Allerdings trifft es nicht auf jeden Jungschauspieler zu, aber eben doch auf einen großen Teil – so auch bei Claudia und Roland!!!Ich hatte mich, wie schon geschrieben, mit einer Freundin auf den Weg nach Hamburg gemacht, um endlich Michael zu besuchen – ich wollte mich nicht gleich die erste Nacht bei ihm einnisten und habe dann gedacht, bei Claudia zu schlafen. Meine Freundin, die ich mit hatte, welche übrigens Gunhild heißt, kannte Claudia nicht und ich hatte vergessen, sie vorzuwarnen. Claudia hat auch einen Faible, sich mehr als deutlich zu artikulieren, was Gunhild gleich zu Beginn ein wenig irritierte, aber nicht aus der Bahn warf, denn sie konnte sich schon ziemlich gut verbal wehren. Was mich wiederum irritierte, war, das Claudia so gar keine Notiz von Gunhild nahm – ich dachte noch, das es daran läge, weil sie ein wenig fremdelt – nein, es sollte ein ganz anderes Problem auftauchen.
Gunhild sieht rassig aus, ist groß und hat tief dunkle Augen, dunkle, ganz lange Haare und unglaublich viel Witz und Humor und ihr Selbstbewusstsein sieht man ihr auf größter Entfernung an – sie hatte allerdings überhaupt nichts mit Schauspiel am Hut, ist aber sehr belesen und unglaublich filigran in ihrer Art mit Menschen zu reden und sie kann so herrlich sarkastisch sein, dass wiederum hat Claudia sofort spitz bekommen und war ab dem Moment von Eifersucht geplagt.
Nun kam Roland und wir saßen zusammen und unterhielten uns und aßen ganz viele Leckereien und tranken Wein und na klar, haben wir alle geraucht – und hin und wieder musste einer von uns mal um die Ecke zum Kiosk und Wein holen. Gunhild und Roland haben sich an dem Abend ein so schönen verbalen Schlagabtausch geliefert, dass wir eigentlich unentwegt lachen mussten – keiner ahnte, dass Claudia bald zerplatzen würde. Der steigende Alkohlpegel tat sein übriges dazu, die Zungen immer mehr zu lösen....es wurde auch schon etwas anzüglicher und um ein vielfaches lockerer und es lag ein Hauch von Verruchtheit, was nicht nur am Zigarettenqualm lag, in der Luft......!
Es war nun schon etwas später und wir vom Wein immer mehr lustiger, leichter und lockerer und Roland hat noch ein wenig die Tasten seines Klaviers gestrichen – aber dann - Schockschwere Not, er tat es schon wieder, ich konnte es kaum glauben – Texte von Brecht und Musik – Kurt Weil! Ich sprang auf ihn zu und klappte das Klavier zu. Da war er schon wieder, dieser Brecht – was soll das, habe ich mich gefragt – immer wieder taucht er in meinem Leben auf – ich will den nicht mehr. Da hätte ich mir sogar fast die Wandergitarre gewünscht, Lagerfeuer und das Lied "Blowing in the Wind" - wobei mich das auch nicht wirklich angemacht hatte, aber allemal besser als Brecht, dachte ich mir so. Das war dann auch das Ende des Abends, was nicht schlimm war, denn ich war gut angesäuselt von gutem Wein und ein wenig von Schwindel gepackt, dass ich ganz froh war, mit Gunhild unser Lager beziehen zu dürfen – allerdings barg das auch einige Schwierigkeiten, denn Claudia hat uns genau angewiesen, wer auf welcher Seite zu schlafen hat. Sie wohnte noch nicht lange in der Wohnung und wir schliefen auf dem Boden – blauer Teppich und blaue Wände, eine Lavalampe, welche unentwegt die Farben wechselte und ein großer Gummibaum und an den Wänden Plakate von Marilyn Monroe und einige andere Filmstars und auch Brecht und der besonders groß - da isser schon wieder und will mir bei schlafen zugucken! Wir also mit dem Kopf direkt zum Balkon, wo es unter der Tür durchzog mit Blick auf Berthold Brecht – wir hatten Ende Oktober – es war also schon ein wenig herbstlich. Egal, wir bekamen mit, dass Claudia etwas komisch ist und haben gewartet, bis sie das Zimmer verlassen hatte und haben dann ganz schnell und leise die Matratze an die Heizung gezogen mit Blick auf Marilyn Monroe, dieses Antlitz war mich wirklich lieber. Es war vollbracht und ich konnte mich endlich hinlegen und hab mich schon auf den nächsten Tag gefreut, denn eigentlich wollte ich ja nur zu Michael.......weiter?????


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