Eingeschoben zu dem Blog Schauspiel Rock `n Roll Teil 4 / 14.10.2016

Mit Rückblick auf meine jüngste Vergangenheit muss ich sagen, dass das mit dem Musical/Schauspiel mit der Zeit viel schlimmer geworden ist.

 Allerdings hat das " KÖNNEN " auch extrem nachgelassen!

Einst saß ich als kleines Mädchen vor dem TV oder auch mal in einer Theatervorstellung und hatte den Traum eine berühmte Schauspielerin zu werden, ging auch den Weg und kam von dem immer weiter ab. Immer mal wieder machte ich einen kleinen Ausflug zurück zu den " Brettern die die Welt" bedeuten sollten und jetzt muss ich sagen, diese Welt ist nicht meine!

Ich vermisse die "alten Hasen", die, die von dem Handwerk noch etwas verstehen! Die, die nach den Proben/Vorstellungen mal dem guten "Roten" intensivst ihre Aufmerksamkeit spendeten und einfach mal schmutzig den Abend ausklingen ließen. Statt dessen habe ich mich in einem Haifischbecken der Eitelkeiten und Selbstüberschätzer befunden! 

Mit einem Schlag sitzt man zwischen einem Haufen Gesundheitsapostel, die zu Proben kommen mit gefüllten Tupperdosen oder Gläsern befüllt mit lauter gesundem Gedöns drin und alle haben irgendwelche Gebrechen und alle haben ihre Globoliköfferchen in der Tasche für jedes Wewehchen! 

Und der Wahnsinn - da war es wieder.....diese übertriebene Artikultionsakrobatik! Jedes Wort so auszusprechen, als würde es fast buchstabiert werden. In allem einen Grund oder etwas ernsthaft wichtiges zu sehen.

Wenn man sich verkühlt oder etwas verknackst hat, ist es nicht einfach ein verkühlen, oder ein verknacksen, nein, es ist die Psyche - also kommt gleich ein schlauer Rat - entspanne dich, mach Yoga oder Meditiere.

Nein, ich nehm ne Wärmflasche oder ein heisses Bad, dann geht das wieder, oder wenn nicht, dann eben zum Arzt und ne Spritze geholt. 

Das Durchschnittsalter lag zwischen 20 - 28 Jahre. Also alles durchaus junge "Kunstschaffende" - wobei Kunst soll ja von Können kommen - oft habe ich echt vergeblich gewartet auf das "Können"! Ok es gab auch ein paar wirklich Gute! Aber das war Rar gesäht.

Dann diese brutalen "MöchtegernKünstler", die, die sich einsprechen, bevor es losgeht. Texte oder Auszüge von Brecht (Kotz) auch gerne andere bekannte Klassiker - aber ich habe eben so mein Problem mit Brecht. Der olle Sack begegnet mir immer wieder. Alleine deshalb muss ich Abstand zum Theater halten. Aber besagte JungMöchtegernKünstler stehen mit ihrem Mikroport auf der Bühne und zack - da isse wieder, dieses Artikulationsakrobatik! 

Ich kann es garnicht genau beschreiben, aber es gruselte mich oft. Wie sehr vermisste ich die Schauspieler, die das Schauspiel auch ein wenig wie Rock ´n Roll gelebt und gespielt haben. Die, die nicht so ein Wahnsinns Bohei ums sich selbst und ihre Kunst machen. Die, die nicht dem anderen am liebsten die Augen ausstechen wollen, aus Neid und Missgunst. Und vor allem wissen was sie Können.

Gut - ich hab das alles mehr oder weniger als Aussenstehende betrachtet und mir ganz oft gesagt, es dauert  nicht mehr lange....bald ist es vorbei......! 

Mit Rückblick betrachtet, war es eine Irre Zeit....die mich aber wieder dem Rock `n Roll näher gebracht hat.

Inzwischen Lache ich darüber......Theater ist eben und das muss man einfach mal neutral betrachten, die größte Kampfarena, die man sich vorstellen kann und konservativ. Da wird von oben nach unten getreten und das mit Vollgas!

Manches mal saß ich da und dachte mir, hey.....was macht ihr da! Es gab Textpassagen, wo sich mir schon 50 Seiten vorher der Magen zusammenzog und ich immer hoffte, dass dieser eine Satz nicht kommt, weil er so unfassbar schlecht war. Aber er kam so sicher wie das Amen in der Kirche!

Das dumme aber auch war, dass die meisten von ein und der selben Schauspielschule kamen und der ein oder andere in höheren Positionen als Dozent oder Choreograph dort, an der selben Schule tätig ist. Somit hatte man kein buntes durcheinander, sondern ein Schablonenensemble!

Mit ein paar Ausnahmen, gab es keine Überraschungen - kein Aha-Effekt! Und das war zu meiner Zeit, als ich anfing absolut anders! 

Ich bin nachwievor von unserer Sprache begeistert und immer noch sehr anfällig für unseren Wortschatz, der so bunt und vielfältig ist. Aber leider wird vieles amerikanisiert und wahrscheinlich sieht sich ein Großteil der heutigen Darsteller auf dem "Walk of Fame"!

Aber gut, man soll ja noch Träume haben!

Kleines Zitat aus Sunset Boulevard!

Klar, mein Ziel hier war
die Glitzerwelt,
der eig’ne Pool, das große Geld,
der Parkplatz auf dem Filmgelände.
Doch nach einem Jahr:
Ein Bett, ein Schrank,
ein Tisch, ein Stuhl,
Lärm und Gestank,
mit Fliegendreck beschmierte Wände;
Sunset Boulevard!

Vier Monate in einem "Käfig voller Narren" verbracht - unfuckingfassbar! 

Schade, denn Theater kann auch anders sein, oder konnte???? Ich hatte viele schöne Momente aber das liegt schon eine gefühlte Ewigkeit zurück. 

Theater kann auch Sex, Drugs and Rock `n Roll sein....b.z.w. in meiner aktiveren Zeit war das so.

Aber ein Gutes hat es......ich hoffe es zumindest......ich werde nie mehr, hoffentlich, auf so intensive Weise mit dem Bertold Brecht auf Kollisionskurs stoßen und ich weiß, dass ich sowas nicht mehr machen muss! Nicht in der Art, aber ähnlich, werde ich weiter machen.

 Gut, es ist vorbei und auf zu Neuen Ufern. 

Dieses Jahr scheint mein Jahr der ständigen Neuanfänge für mich zu sein. Irgendwie cool, finde ich!

Nun packe ich diese 4 Monate at acta wie schon so viele Dinge in meinem Leben und beginne Neues und schönes.